Es war das Jahr 1973, als Robert und Margret Schließmann im bayerischen Kahl am Main (Landkreis Aschaffenburg) den Grundstein für ein Haus legten, das weit mehr sein sollte als ein gewöhnliches Familienheim. Dieses Gebäude, heute von Prof. Dr. Christoph Ph. Schließmann liebevoll „Offsite-Villa“ genannt, war von Beginn an darauf ausgerichtet, familiäre Geborgenheit und unternehmerische Vision zu vereinen. Denn hier, wo sich drei Generationen begegneten, pulsierten einst die Geschäfte eines Textilpioniers, der die Modewelt in Deutschland mit fernöstlicher Handwerkskunst bereicherte.
Robert Schließmann hatte bereits in den frühen 1960er Jahren die Faszination edler Stoffe – insbesondere Seide – aus Japan entdeckt und dabei die Idee entwickelt, Design und Vermarktung in Europa mit der Produktion in Asien zu verbinden. Der Grund dafür war so einfach wie wegweisend: In Deutschland fehlte es an ausreichender Expertise, um die sensiblen Kanebo-Seidenstoffe aus Japan in hoher Qualität zu verarbeiten. Was heute als selbstverständlich gilt, war damals eine Pionierleistung: Während andere zögerten, setzte er mutig auf die Kombination von europäischem Design und fernöstlicher Handwerkskunst – ein früher Vorläufer dessen, was man heute unter „Outsourcing“ versteht.
Vor allem in den 1970er und 1980er Jahren war es für meine Eltern – Robert und Margret Schließmann – entscheidend, die Geschäftsbeziehungen zu Textilkaufleuten aus aller Welt persönlich in der eigenen Umgebung zu pflegen. Aufgrund der zentralen Lage nahe des Frankfurter Flughafens traf man sich nicht selten gleich in Kahl am Main, wo Gespräche, Gastfreundschaft und geschäftlicher Austausch im Haus meiner Eltern lebendig wurden. Die ganze Familie war dabei Teil dieses Treibens. In den großen Räumen, die förmlich danach verlangten, internationale Gäste willkommen zu heißen und Freundschaften über kulturelle Grenzen hinweg zu knüpfen, entstand so ein einzigartiger Geist der Weltoffenheit.
Mit dem überraschend frühen Tod Robert Schließmanns im Jahr 1986 jedoch verstummten jene großen Begegnungen, und die Villa füllte sich zunehmend mit einer stillen Melancholie. Der einst so lebendige Ort des geistigen Austauschs glitt in eine Phase des Trauerns und der Erinnerung an bessere Tage.
Die Wiedergeburt des Ortes
Jahrzehnte später fiel die Verantwortung für dieses besondere Erbe an die nächste Generation. Prof. Dr. Christoph Ph. Schließmann übernahm das Anwesen. Wie ließ sich das Haus in eine Zukunft voller Herausforderungen und neuer Möglichkeiten führen? Nach reiflicher Überlegung entschied er sich zu einer umfassenden Renovierung, um die alte Idee einer Begegnungsstätte neu zu beleben. Aufwendige Sanierungen, eine exklusive, dabei aber offene Möblierung sowie sorgfältig ausgewählte Materialien legten den Grundstein für den heutigen Charakter des Hauses.
Heute ist die Offsite-Villa als Business-Retreat konzipiert – ein Ort für Wirtschaftsforen, Workshops, Seminare, Tagungen, Verhandlungen, Präsentationen, Gedankenaustausch und Events, der den Geist der 70er und 80er Jahre aufgreift und auf die Bedürfnisse des 21. Jahrhunderts überträgt. Bereits die Architektur fördert diesen Dialog: Großzügige, ineinander übergehende Räume im Erdgeschoss eignen sich für Empfänge, Vorträge und Veranstaltungen, mit parkartigem Garten auch draußen. Im Obergeschoss bietet das Haus Rückzugsorte für intensive Gespräche, Verhandlungsrunden an runden Tischen und kreative Denkwerkstätten, in denen neue Visionen geschmiedet werden.
Von Information zu Wissen und Einsicht
In einer Zeit, in der wir im Meer an Informationen zu versinken drohen, erinnert uns die Schriftstellerin Elif Shafak in ihrem Werk „Hört einander zu!“ daran, dass echtes Wissen und tiefe Einsicht nicht allein aus dem Sammeln von Daten entstehen. Stattdessen bedarf es Orte und Gelegenheiten, an denen Menschen ins Gespräch kommen, Geschichten teilen, einander zuhören und so die Welt in ihrer ganzen Vielschichtigkeit begreifen.
Genau diesen Raum für Reflexion und Austausch will die Offsite-Villa schaffen. Sie stellt nicht die schnelle Abfolge von Informationshäppchen in den Mittelpunkt, sondern die vertiefte Auseinandersetzung, die ein echtes Verstehen und gegenseitige Empathie ermöglicht. Der Geist des „ehrbaren Kaufmanns“, den Robert Schließmann vorlebte – geprägt von Respekt, Aufrichtigkeit und Offenheit gegenüber fremden Kulturen –, findet hier ebenso seinen Platz wie der Wunsch nach echter Verbundenheit in einer globalisierten Welt.
Eine Widmung für die Zukunft
Heute widmet Prof. Dr. Christoph Ph. Schließmann die Offsite-Villa einer neuen Generation von Vordenkerinnen und Visionären, Entscheidern und Kreativen. Sie soll ein Ort sein für:
- Wirtschaft: In der Tradition eines Unternehmertums, das auf gegenseitiger Wertschätzung und internationalen Partnerschaften beruht.
- Wissen: Im Sinne einer fundierten Basis, die nicht nur Daten sammelt, sondern Zusammenhänge begreift.
Einsicht: Mit dem Mut, auch Unbequemes zu hinterfragen, neue Perspektiven zuzulassen und im gemeinsamen Diskurs Klarheit zu finden. - Geist: Durch Begegnungen, die den Funken kreativen Denkens entfachen und dem gegenseitigen Lernen Raum geben.
- Kreativität: Ganz in der künstlerischen Tradition Robert Schließmanns, der damals hinsah, wo andere wegsahen, und damit Raum für frische Ideen eröffnete.
- Begegnung und Austausch: Um gemeinsam zu wachsen, Grenzen zu überwinden und sich gegenseitig durch unterschiedliche Kulturen und Erfahrungen zu bereichern.
- Wachsen und Entwickeln: Als dauerhafter Ansporn für jeden Gast, die eigenen Fähigkeiten zu entfalten und andere daran teilhaben zu lassen.
So erstrahlt die Offsite-Villa in neuem Glanz – ein Ort, an dem Vergangenes seine Stimme erhebt und in der Gegenwart Widerhall findet; ein Ort, der Weltoffenheit, kulturelle Begegnung und den Geist des ehrbaren Kaufmanns wiederaufleben lässt. Hier manifestiert sich die Sehnsucht nach echter Einsicht in einer Welt, die allzu oft von oberflächlicher Informationsflut geprägt ist.
Ausblick
Die Offsite-Villa möge künftig als kreativer Schmelztiegel dienen, an dem Visionen zu tragfähigen Ideen heranreifen. Sie steht für die Kraft des Austauschs zwischen Menschen, Kulturen und Branchen und würdigt zugleich das unternehmerische Erbe ihres Gründers, indem sie künstlerische Kreativität, Offenheit und Respekt fortführt. Damit setzt sie ein Zeichen dafür, dass wir – jenseits oberflächlicher Datenmengen – eine neue Form des Zusammenseins gestalten können, geleitet von Weisheit, Empathie und Schaffenskraft.
So spannt sich der Bogen von der Gründungszeit in den 1970er Jahren bis weit in die Zukunft: Damals wie heute öffnet die Offsite-Villa ihre Türen für all jene, die an Wirtschaft, Wissen, Einsicht und Geist interessiert sind – und bereitet den Weg für ein Miteinander, das das Beste aus der Vergangenheit mit dem Mut der Gegenwart verbindet und so eine inspirierende Zukunft formt.
Prof. Dr. Christoph Ph. Schließmann
März 2025